Es gibt nichts schlimmeres als auf eine Website zu gehen, um sich eine bestimmte Information einzuholen, oder eine bestimmte Aktion zu tätigen und einfach nicht zum gewünschten Ziel zu finden. Sich durchklicken zu müssen und eigentlich eindeutige Anfragen suchen zu müssen. Fehlende oder unübersichtliche Navigation, Buttons die Leere führen und einfachste Dinge wie Telefonummer oder Anfrageformulare nicht auf den ersten Blick zu finden zeugt bereits von einer nicht optimalen Usability. Aber es gibt genug Websiten, die auch auf den zweiten und dritten Blick den User nicht zum gewünschten Suchergebnis leiten, hier hat die Usability der Website entgültig versagt. Aber was bedeutet eigentlich Usability und warum ist es so wichtig. Im folgenden Artikel erfährst du Wissenswertes über Usability im Allgemeinen und warum es bei der Konzeption von gutem Webdesign auf jedenfall von Beginn an mitkonzipiert werden muss.
Was kommt in diesem Artikel vor?
Usability?
Als Usability kann die Benutzbarkeit und Bedienungsfreundlichkeit von mensch-gemachten Systemen, die über eine Benutzerschnittstelle verfügen, bezeichnet werden. Usability kommt immer dann ins Spiel, wenn Menschen mit einem Gerät oder einer Software interagieren können. Dieser Bereich wird auch als Mensch-Maschine-Kommunikation betitelt.
Usability kann keinem einzelnen Fachgebiet zugeordnet werden, da es sich dabei um eine interdisziplinäre Disziplin handelt. Die wichtigsten Fachbereiche stellen die Informatik und Psychologie dar, da diese Gebiete die wichtigsten anzuwendenden Grundlagen für Usability abdecken. Weitere wichtige Disziplinen stellen die Soziologie, Grafik, Design sowie Computer- und Kommunikationswissenschaften dar.
Das Web stellt momentan wohl den größten Markt für Usability dar, da jede erfolgreiche Website und Web-Applikation ein ausgeklügeltes Usability Konzept benötigt, um von den Benutzern angenommen zu werden. Außerdem kann durch die Steigerung der Usability bspw. auch der Profit von Webshops oder die Conversion-Rate einer Landingpage gesteigert werden.
In der Informatik allgemein, spiel Usability ebenfalls eine wichtige Rolle, da die meisten Programme zumindest rudimentäre Userinterfaces benötigen. Betriebssysteme, Programme und natürlich jegliche Art von App, benötigen ebenfalls ein schlüssiges Bedienungskonzept und müssen regelmäßig auf ihre Usability geprüft werden.
Neben diesen Bereichen wird Usability aber auch in vielen anderen Branchen und Bereichen benötigt. So müssen Ticketautomaten, Bankomaten, Navigationssysteme, Waschmaschinen, Autos, Kraftwerke und im Grunde alle Gegenstände, die bedient werden können, auf deren Usability geprüft werden und ein sinnvolles Konzept dahinter liegen.
Affordance, Konsistenz & Feedback
Es gibt drei zugrundeliegende Konstrukte, die man bei der Gestaltung von Userinterfaces beachten sollte: Affordance, Konsistenz und Feedback.
Als Affordance – auch Angebotscharakter genannt – versteht man, dass die Funktion und Bedienbarkeit eines Objekts intuitiv vom Benutzer erfasst wird. Das Design ist selbsterklärend und weist den Benutzer darauf hin wie er es bedienen kann. Im besten Fall ist dem Benutzer bspw. durch den Einsatz von Schatten-Effekten um einen Button klar, dass es sich dabei um ein klick bzw. drückbares Element handelt.
Konsistenz ist eines der wichtigsten Usability Prinzipien, da es maßgeblich für die Bedienbarkeit und Verständlichkeit von Userinterfaces ist. Menschen greifen stetig auf bereits erlerntes zurück, deshalb müssen gleiche oder ähnliche Elemente auch den selben Zweck erfüllen. So sollte bspw. ein Button immer dazu verwendet werden, um etwas zu bestätigen, abzusenden oder eine andere Seite zu öffnen. Jedoch nicht einmal dazu dienen das Browser Fenster zu schließen und einmal keine Funktion zu haben. Ebenso sollte auch die Navigation immer an der selben Stelle eingeblendet werden und nicht an unterschiedlichen stellen. Zusätzlich gibt es erlernte Konventionen auf die User beim Bedienen von Websites unterbewusst zurückgreifen und so bestimmte Erwartungshaltungen gegenüber einer Website haben. Ein Login-Button wird so meist oben rechts gesucht und das Logo der Website oben links. Ebenso wissen Benutzer, dass der Klick auf das Logo der Website bewirkt – man kommt auf die Startseite.
Feedback ist das dritte wichtige Konstrukt der Usability. Benutzer sollten stets eine Rückmeldung auf ihre Aktionen im Userinterface erhalten. Diese Rückmeldungen sind im Web meist visuell, in manchen Fällen auch auditiv. Fehlt dieses Feedback führt das zu Verwirrung und Unsicherheit beim Benutzer, ob das Interface die Eingabe auch tatsächlich erfasst und verstanden hat. So sind bei längeren Ladevorgängen sich verändernde Fortschrittsbalken/kreise sehr wichtig, da ansonsten der Prozess häufig abgebrochen wird. Ebenso werden auf Websites häufig „Hover-Effekte“ eingesetzt, um dem User zu signalisieren, dass er sich mit der Maus gerade über ein interaktives Element bewegt hat.
Usability bei Konzeption an oberster Stelle
Auch wenn das Design noch so schön ist – eine schlechte Usability lässt die schönste Website alt aussehen. Der häufigste Fehler in Bezug auf Usability stellt ein zu später Einsatzzeitpunkt dar. Es können viel Zeit, Geld und Ressourcen gespart werden, wenn bereits in der Konzeptionsphase Usability zum Einsatz kommt und von Anfang an Usabilitytest durchgeführt werden. So können bspw. Userinterfaces auf Papier skizziert werden und Personen aus der Zielgruppe vorgelegt werden, um deren Benutzerfreundlichkeit zu testen.
Wichtig ist auch, dass man die Benutzerwünsche und -vorstellungen präzise und frühzeitig analysiert, da diese Erkenntnisse für ein benutzerfreundliches Design unabdingbar sind.
Die Inhalte müssen thematisch sinnvoll aufgeteilt werden und sowohl für typische als auch untypische Benutzer leicht verständlich sind. Beim Anlegen der Seitenstruktur sollten auch die Domain, URLs und Titel der einzelnen Seiten beachtet werden. Die URL ist bei den meisten Browsern nämlich ständig sichtbar und der Titel wird ebenfalls in den Tabs sowie in den Bookmarks angezeigt.
Besonderes Augenmerk muss auf die Navigation gelegt werden, da sie das wichtigste Element darstellt, mit dem Websiteuser sich durch die Struktur und Inhalte der Website bewegen. Außerdem vermittelt die Navigation dem User einen Überblick über die Inhalte der Website und hilft ihm beim Aufbau einer eigenen strukturierten Vorstellung über den Websiteinhalt.
Sehr wichtig sind auch Buttons und Links, da sie entweder zum Navigieren innerhalb der Website dienen oder bspw. zum Ausführen relevanter Aktionen (Download eines Ebooks, Absenden eines Formulars, etc.) verwendet werden. Deshalb müssen hier geltende Konventionen (z.B. Links sind blau und unterstrichen) eingehalten auf ein konsistentes Erscheinungsbild geachtet werden.
Usability stellt in vielen Bereichen der Website Erstellung und Gestaltung eine sehr wichtige Rolle. Wenn eine Website nicht den Grundlagen der Usability entspricht, wird sie für den Benutzer nicht verständlich, konsistent und intuitiv zu nutzen sein. Das wird dazu führen, dass die Website nicht angenommen wird und damit ihr Ziel verfehlt. Deshalb ist es wichtig, dass Usability Prinzipien bereits bei der Website-Konzeption und der Strukturierung der Inhalte mit einfließen.
Barrierefreiheit
Barrierefreiheit – meist Accessibility genannt – bedeutet, dass Websites so gestaltet werden, dass sie für Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Behinderungen selbständig zu bedienen sind. Website sollen somit einer möglichst großen Benutzergruppe ohne größere Probleme zugänglich sein. Dies bedeutet, dass bspw. Screenreader den Inhalt von Websites wiedergeben können und Bilder mit sinnvolle befüllten Alt-Tags versehen werden.
Grundsätzlich müssen Websites auch für Menschen mit Behinderung zugänglich sein. Dafür existieren empfohlene Richtwerte, allerdings keine genauen rechtlichen Vorgaben. Es existiert im Bundes-Behindertengleichstellungsgesetzt eine Regelung zur Gleichstellung von Personen mit Behinderung, aufgrund dessen eine betroffene Person bei einer Diskriminierung Schadenersatz beanspruchen kann. Allerdings wird im Einzelfall eine Zumutbarkeitsüberprüfung durchgeführt, bei der das Ausmaß der zu beseitigenden Barrieren geprüft wird.
Es existieren die WAi-Richtlinien (Web Accessiblity Initiative), die bestimmte Empfehlungen für barrierefreie Websites vorgeben. Auch diese Richtlinien sind nicht verpflichtend, werden jedoch vom Gesetzgeber als Grundlage verwendet.
Die Barrierefreiheit einer Website sollte schon lange kein „Nice to have“ sondern ein „MUST HAVE“ sein. Bereits leichtverständliche Sprache und eindeutige Bildsprache unterstützen die Barrierefreiheit auf jeder Website und sollten bei der Konzeption und im Thema Usability immer mitgedacht werden.